Mit gut 50 m Länge, davon 10 m für den Chorraum, und einer Nachhallzeit von 5 Sekunden gehört die Pfarrkirche St. Peter und Paul in Dieburg zu den akustisch schwierigeren Bauwerken ihrer Zunft. Bis vor kurzem wurde die 1893 errichtete Kirche von 12 herkömmlichen 100-V-Zeilen beschallt, die zwar für hinreichende Lautstärken sorgten, mangels Direktivität aber lediglich mangelhafte Sprachverständlichkeit produzierten. Eine Richtungsortung war ebenfalls völlig unmöglich und an akzeptable Musikübertragung erst gar nicht zu denken.
Rolf Nebel und sein Team lösten die schwierige Aufgabe durch den Einsatz von zunächst vier hochwertigen Säulenstrahlern von d&b audiotechnik (24C + 24E Extender). Die EASE Simulation bestätigte eine gute Sprachverständlichkeit mit nur 4 Zeilen für das Hauptschiff. Ein daraufhin erfolgter Test-Aufbau mit Messung bestätigte ebenfalls die Annahmen. Die Säulen wurden mit Extender gewählt um auch im Grundtonbereich eine gute vertikale Direktivität zu erreichen. Diese wurden jeweils links und rechts in 2 Meter Höhe an der 1. und 3. Säule des Hauptschiffs angebracht. Für den Übergang zum Altarraum wählte Rolf Nebel zwei 60-cm-Säulen, ebenfalls von d&b audiotechnik (16C).
Durch das im Vergleich zu anderen Systemen nierenförmige Abstrahlverhalten der d&b-Zeilen sowie deren neigbares Hochton-Array gelang es Rolf Nebel, die akustische Anregung des Raumes auf ein Minimum zu reduzieren; der Schall wird nur in besucherrelevante Bereiche abgestrahlt. Auch eine klare Richtungsortung ist so gewährleistet. Aufgrund der hohen Rückdämpfung des d&b-Systems war es möglich, die hinteren Zeilen entsprechend ihrer Position zu verzögern. Die führt bei konventionellen Zeilen in der Regel zu schlechteren Werten bei der Sprachverständlichkeit. Für souveräne Musiktauglichkeit sorgt zudem ein kraftvoller Subwoofer vom Typ d&b 12S. Für die Nebenbereiche der Pfarrkirche, etwa der Chorraum und die Emporen links und rechts, wählte Rolf Nebel bewährte Klangstrahler von Fohhn (AL-50 und AL-100).
Als zentraler Audioprozessor fungiert ein MTX 3 von Yamaha. Der wird durch eine Crestron-Mediensteuerung angesprochen, die wiederum von einem fest montierten Touchpanel sowie einem iPad gesteuert werden kann. Durch die mobile Lösung mit dem Tablet-Computer lassen sich Einstellungen bequem von jedem Platz in der Kirche überprüfen und bei Bedarf ändern. Natürlich ist es auch problemlos möglich, für unterschiedliche Szenarien entsprechende Presets anzulegen.
Als spannende Angelegenheit erwies sich schließlich das Einmessen des Systems. Etwa drei Wochen Probebetrieb waren notwendig, bis für alle DSPs optimale Parameter gefunden waren. Für Rolf Nebel war das Ganze eine spannende Premiere: „Obwohl die d&b-Zeilen eigentlich genau für solche Anwendungszwecke entwickelt wurden, hatte ich sie noch nie in einer derart schwierigen Umgebung eingesetzt. Ich muss sagen, ihre Feuertaufe haben sie hervorragend bestanden.“
Außerordentlich zufrieden zeigte sich auch der bei diesem Auftrag beratend tätige Dipl. Ing. Rudolf Hornung. „Es ist jetzt längst nicht mehr so laut wie früher, aber man kann den Sprecher orten und sogar an der Stimme erkennen“, gibt Hornung augenzwinkernd zu Protokoll. „Und dass nun auch Musikdarbietungen in sehr guter Qualität möglich sind, ist natürlich ein großer Gewinn für die Gemeinde.“